Aus GWR Nr. 409, Mai 2016

Lasst das Uran im Boden!

Aktionstage zeigen Wirkung: Urantransport bei Hamburg blockiert

Mehrere Atomkraftgegner*innen blockierten in der Nacht vom 7. auf den 8. April 2016 einen Transport mit Uranerzkonzentrat aus Namibia.

Der Zug war auf dem Weg vom Hamburger Hafen nach Narbonne in Südfrankreich, als er kurz vor Buchholz zum Stehen kam. Zwei Aktivistinnen seilten sich von einer Brücke ab und spannten ein Transparent mit der Aufschrift: „Don’t nuke the climate“ über die Strecke. Die Weiterfahrt des Zuges verzögerte sich um vier Stunden. Etwa zwanzig Menschen waren an der Aktion beteiligt. Bei den Zugreisenden am Bahnhof herrschte eine Mischung aus Verärgerung, Erstaunen und Dankbarkeit für das Engagement der Aktivist*innen. Viele äußerten, über diese Transporte vorher nichts gewusst zu haben.Der Transport hatte bereits unter besonderer Beobachtung von Behörden und Polizei gestanden, sogar der Abfahrtszeitpunkt wurde vorverlegt, um angekündigte Protestaktionen im Hafen zu umgehen. Zahlreiche Anti-Atom-Initiativen hatten im Rahmen der „Aktionstage gegen Urantransporte“ zu Protestaktionen entlang der Transportstrecke aufgerufen. Solange Uran abgebaut wird, dreht sich die Atomspirale weiter und ein Ausstieg kommt nicht in Sicht. Deshalb muss sich der Widerstand gegen die Transporte richten, um auf diesen Zusammenhang hinzuweisen. Mahnwachen gegen den Transport fanden in Maschen, Buchholz, Köln, Bonn und Perl statt. Französische Aktivist*innen berichteten anschließend, der Zug habe Narbonne am 11. April gegen 8:30 Uhr erreicht.

Leave Uranium in the Ground!
In diesem Fall stammt das Uran aus Namibia.(1) Es wurde von der Reederei MACS in den Hamburger Hafen transportiert und von der Firma C. Steinweg entladen. Dann sollte es per Bahn in die Konversionsanlage in Narbonne Malvési gebracht werden. Dort wird es für die Anreicherung (z.B. in der Urananreicherungsanlage Gronau) vorbereitet.
„Schon wegen der fatalen Folgen in den Abbaugebieten müssen wir solche Transporte stoppen, um damit gegen den Weiterbetrieb von Atomanlagen zu kämpfen“, erklärt Aktivistin Cécile ihre Entschlossenheit.Es ist offensichtlich, dass bereits der Uranabbau eine Katastrophe bedeutet. Für eine Tonne Uran werden 100.000 Tonnen radioaktiven Gesteins bewegt und auf riesigen Abfallhalden gelagert. Radioaktiver Staub vergiftet die Umgebung und der Wasserverbrauch beim Auswaschen des Urans führt zu Trinkwassermangel – viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. „Es kann nicht sein, dass Firmen in Europa von der Umweltzerstörung anderswo profitieren. Das Uran muss in der Erde bleiben“, fordert Aktivistin Anne. „Solange Menschenleben nicht mehr zählen als Profite, ist Widerstand Pflicht!“Die Repressionsmaßnahmen, die der Widerstand oft mit sich bringt, ließen nicht lange auf sich warten. So wurden die Aktivistinnen direkt nach ihrer Räumung für zwei Stunden (rechtswidrig) in Gewahrsam genommen und von der Polizei schikaniert. Ihnen wird gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr vorgeworfen. Vor Gericht werden, wie so oft, die falschen stehen. Derzeit laufen in Hamburg Verfahren wegen ähnlichen Aktionen im Jahr 2014 (vgl. GWR 408).

Atomausstieg ist Handarbeit!

Weitere Informationen:

Infoseite Hamburg
Infoseite Bundesweit
Bilder der Aktion in Buchholz
Video der Aktion in Buchholz

Anmerkung:

1) moderner Kolonialismus.
Mit der Ausbeutung des Urans in Afrika und den genutzten Transportwegen wird die unrühmliche Kolonialvergangenheit Deutschlands ungebrochen fortgesetzt. Gerade am Süd-West-Terminal, wo C. Steinweg seinen Sitz hat, werden schon seit der Kolonialzeit Waren aus Afrika umgeschlagen.  Die Bezeichnung „Süd-West“ bezieht sich auf koloniale Handelsrouten und auch Namen wie „Afrikahöft“ und „Kamerunweg“ weisen auf diese koloniale Vergangenheit hin. Die Hamburger Reederei MACS hat ihre Wurzeln ebenfalls im Kolonialgeschäft.

Update vom 2.5.2016 zum Urantransport mit der Kapitan Yakovlev 

hatte Uran an Bord.  2 LKW von der Spedition Wagenborg fuhren am 2.5. ca. 15:30Uhr aus dem CTB in HH  raus. 2 blaue Container UN3325 – möglicherweise Pellets für Lingen

Urantransport am CTB Mai 2016
Urantransport am CTB Mai 2016
Urantransport am CTB Mai 2016
Urantransport am CTB Mai 2016
Urantransport am CTB Mai 2016
Urantransport am CTB Mai 2016